Chronik des Vereines
Am 21.10.1905 als Wandersportverein Bergklub Zirndorf gegründet.
1909 Die erste große Fahne (Pate stand der Vergnügungsverein Edelweiß Zirndorf)
während der NS-Zeit Namensänderung zu Vergnügungsverein
1946 Namensänderung in Wandersportverein Bergclub Zirndorf
1953 Gründung einer Schuhplattlergruppe
1954 erste Teilnahme an einem Trachtenfest
1959 Namensänderung in Gebirgstrachtenverein Bergclub und Beitritt zur Vereinigung Bayerischer Trachtenvereine links der Donau
1962 Namensänderung in Volkstrachtenverein Bergclub Zirndorf e.V.
1965 60 jähriges Gründungsfest
1969 Beitritt zum Gauverband der mittelfränkischen Trachtenvereine
1970 Weihe der neuen Fahne (Pate standen die Regnitztaler aus Bamberg)
1972 Bau des Vereinsheimes
1973 entstand aus einem Volkshochschulkurs der Singkreis Zirndorf in unserem Verein
1980 75jähriges Gründungsfest und mittelfränkisches Bezirkstrachtenfest
1981 Anbau der Bühne und Erweiterung der Küche
1995 90 jähriges Gründungsfest
2005 100 jähriges Gründungsfest
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war Zirndorf ein betriebsamer, aufstrebender Marktflecken. Ein Großteil der Einwohnerschaft war in den ansässigen Betrieben beschäftigt oder fertigte in Heimarbeit Halbfertigwaren an. Arbeitszeiten von mehr als 56 Stunden die Woche waren die Regel.
Die knapp bemessene Freizeit wurde im
Sommerhalbjahr am Wochenende vielfach mit Ausflügen in die nähere Umgebung
verbracht. Man fuhr etwa mit der Lokalbahn (im Volksmund das „Moggerla“)
nach Cadolzburg oder mit der Reichsbahn in die Fränkische Schweiz und unternahm
in kleineren oder größeren Gruppen eine Wanderung.
Im Winterhalbjahr
traf man sich in den örtlichen Gaststätten und pflegte Geselligkeit. Dabei
wurden oftmals auch über neue Wandergebiete Informationen ausgetauscht.
Im Jahr 1905
entschloss sich eine Gruppe Wandervögel in Zirndorf einen Wanderverein zu gründen.
Am 21. Oktober 1905 wurde der „Wandersportverein Bergclub Zirndorf
e.V.“ in das
Vereinsregister beim Amtsgericht eingetragen. 1. Vorsitzender wurde Konrad
Schmidt, der für viele Jahre die Geschicke des Vereins leitete.
Als Vereinslokal
diente die Gaststätte „Zum Vogelherd“ in der Banderbacher
Straße. Der Verein erfreute sich bald großer Beliebtheit, so dass die
Mitgliederzahl rasch anstieg. Die Vereinsaktivitäten – auch außerhalb des
Vereinslokals – wollte sehr bald niemand mehr im Ort missen. Die Verdienste im
Bereich der Freizeitgestaltung und Geselligkeit waren bei den Einwohnern sprichwörtlich.
Schon 1909 konnte eine Vereinsfahne
angeschafft werden. Sie wurde von den beiden Pfarrern Zirndorfs mit feierlichen
Zeremonien geweiht. Der Zirndorfer „Vergnügungsverein Edelweiß“ übernahm
die Patenschaft. Wie es in der „guten alten Zeit“ üblich war wurde nach der
Fahnenweihe die Fahne, in Begleitung von Ehrenjungfrauen und Musik und mit
Beteiligung aller Vereine, in feierlicher Prozession durch Zirndorf zum
Vereinslokal getragen.
Doch im Jahre 1914 wurde das Vereinsleben
durch den 1. Weltkrieg unterbrochen und erst nach dessen Ende wieder
aufgenommen. Nach dem Krieg wurde wieder wie zu Kaisers Zeiten gewandert und
gefeiert. Weder Inflation und Wirtschaftskrise konnten die Mitglieder davon
abhalten, das kulturelle Geschehen im zwischenzeitlich zur Stadt erhobenen
Zirndorf mit zu gestalten. Im Januar 1932 wurde eine Fototafel aller Mitglieder
enthüllt und im Vereinslokal der Öffentlichkeit präsentiert.
Die Zeit der
Weimarer Republik stand unter keinem glücklichen Stern. Unruhen brachten fast
jede gewählte Regierung ins Wanken. Die Unzufriedenheit der Bürger führte
dazu, dass der Nationalsozialismus aufsteigen konnte. Am 30. Januar 1933
ernannte Reichspräsident Hindenburg den Parteiführer der NSDAP, Adolf Hitler,
zum Reichskanzler. Schon kurz nach seiner Machtübernahme wurde
das so genannte „Gleichschaltungsgesetz“ erlassen. Jegliches Wirken
von Parteien und Gewerkschaften wurde verboten. Auch andere Organisationen
wurden völlig dem neuen Regime untergeordnet indem man ihnen Parteimitglieder
vorsetzte und sie die neue Ideologie mit in die Satzungen aufnehmen mussten. So
musste auch der „Wandersportverein Bergclub Zirndorf e.V.“ sich
den neuen Gegebenheiten fügen und sich umbenennen in „Vergnügungsverein
Bergclub“.
Der Grund für diese Umbenennung ist bis
heute nicht ersichtlich, da Wandern eigentlich nicht gegen die damalige
Ideologie war. Während des zweiten Weltkrieges kam das Vereinsleben fast völlig
zum Stillstand.
Die amerikanische
Militärregierung erlaubte schon kurz nach Kriegsende, dass sich die Menschen
wieder in Vereinen organisieren durften. Dies konnte aber erst nach Überprüfung
der Gesinnung der Mitglieder geschehen. So konnte der „Wandersportverein
Bergclub Zirndorf e.V.“ im Jahre 1946 wieder aufleben und helfen, die
Entbehrungen der Nachkriegszeit erträglicher zu machen.
Beim Wandern in den bayerischen Alpen
beeindruckte die Bergclubmitglieder vor allem, dass hier noch die bayerische
Tracht die dominierende Alltagskleidung war und das Brauchtum gepflegt wurde.
Man begann sich für die bayerische Tracht zu begeistern und lernte auch das
Schuhplatteln. Im Jahre 1953 wurde eine Plattlergruppe innerhalb des Vereins
gebildet. Hannes Pflieger tat sich dabei als erster Vorplattler besonders
hervor. Er war es, der in der Stadt auch die Jugend für die Tracht begeistern
konnte. So konnte 1956 der Verein eine eigene Abteilung für Volkstrachten gründen.
Das Interesse für die Tradition hat auch
die Pflege der fränkischen Mundart in den Verein gebracht. 1956 wurde eine
Theatergruppe gebildet. Die Laienspieler waren bald über die Stadtgrenzen
Zirndorfs hinaus bekannt und
beliebt. Festgeschrieben hat sich der Bergclub im Jahre 1959, als es Mitglied in
der „Vereinigung Bayerischer Volkstrachtenvereine links der
Donau“ wurde. Das Schuhplatteln und die oberbayerische Tracht wurden
ein gewohntes Bild bei allen Veranstaltungen in Zirndorf, denn der Bergclub war
zu einem der größten Vereine in der Stadt geworden.
Mit der Zeit erkannte man, dass die
bayerische Tracht bei uns eigentlich ein Fremdkörper ist. Auch in Franken gibt
es schöne Trachten, die an Festtagen von den Alteingesessenen getragen wird.
Genauso war es mit den Tänzen. Der Plattler ist hier nicht bekannt, jedoch der
Rheinländer, der Dreher oder der Zwiefache. Zwangsläufig führte diese
Erkenntnis dazu, dass man sich der fränkischen Tradition zuwandte und fränkische
Trachten im Verein einführte. Die fränkische Brauchtumspflege ist zur
Verpflichtung des Vereines geworden. Am 22. September 1962 wurde beim
Vereinsregister der Name in „Volkstrachtenverein Bergclub Zirndorf
e.V.“ geändert. Der langjährige 1. Vorstand Konrad Spiegel hat sich
bei der Wandlung zum Volkstrachtenverein hervorgetan, wobei er besonders tatkräftig
vom damaligen 1. Bürgermeister Virgilio Röschlein unterstützt wurde.
Im Jahre 1970, zum 65-jährigen Jubiläum,
wurde eine neue Vereinsfahne geweiht. Der Bamberger Trachtenverein „Die
Regnitztaler“ übernahmen wie schon fünf Jahre zuvor die Patenschaft. Mit
dieser Fahnenweihe verbunden war auch die Patenschaft der Stadt Zirndorf mit der
Gemeinde Koppl im Salzburger Land. Mitglieder des Bergclubs hatten mit dortigen
Gemeindemitgliedern freundschaftliche Verbindungen, aus denen die Patenschaft
zwischen den Gemeinden erwuchs.
Der Verein wuchs, so dass man sich überlegte
ob man nicht ein eigenes Vereinsheim bauen könnte. Mit Unterstützung des 1. Bürgermeisters
Virgilio Röschlein wurde an der Kneippallee unterhalb des Achterplätzchens ein
Gelände von der Stadt zur Verfügung gestellt. Im Jahre 1972 wurde unter dem
Vorstand Hans Bauer in Eigenregie das Vereinsheim gebaut. Auch dieses erwies
sich bald als zu klein und so wurde 1981 das Haus erweitert. Das Lokal wird noch
immer von Vereinsmitgliedern freiwillig betrieben.
Mit der Hinwendung zum fränkischen
Brauchtum entstanden innerhalb des Vereines auch Musikgruppen. So gingen die
„Zirndorfer Musikanten“ und die „Zirndorfer Volksmusikgruppe“ aus dem
Bergclub hervor. Aus einem Volkshochschulkurs bildete sich 1973 der
„Zirndorfer Singkreis“, der auch jetzt noch besteht. Der Singkreis ist durch
zahlreiche Auftritte auch im weiteren Umkreis und durch den Bayerischen Rundfunk
bekannt und beliebt. Im Jahre 1994 erhielt der Singkreis den Kulturpreis der
Hanns-Seidel-Stiftung.
Auch die leise Musik fand ihre Liebhaber
im Verein. Mit zwei Hackbrettern, einem Akkordeon und einer Gitarre fand man den
Grundstock für die „Zirndorfer Stubenmusik“, die mit wechselnder Besetzung
schon seit 1987 besteht und sich großem Zuspruch besonders in der
Vorweihnachtszeit erfreut.
Der langjährige 1. Vorstand Robert
Spiegel hat im Jahre 1989 das Musikantentreffen im Verein eingeführt. Dieses
Treffen ermöglicht es Musikanten, ohne Angst oder Verpflichtung, ihr Können
anderen vorzuführen. Trotz Anlaufschwierigkeiten wurde das monatlich statt
findende Musikantentreffen bald zu einer der beliebtesten Veranstaltungen dieser
Art im Umkreis. Aus dem Musikantentreffen gingen im Jahr 1991 die „Bergclub
Musikanten“ hervor, die sich auch
der Pflege der fränkischen Volksmusik verschrieben haben und noch immer
bestehen.
Der Verein hat in den letzten zehn Jahren
eine starke Wandlung erfahren müssen. Das Interesse der Jugend in der Pflege
der Traditionen hat gewaltig nachgelassen, so dass die einst große Jugendgruppe
1998 mangels Nachwuchses aufgelöst wurde. Der fehlende Nachwuchs führt dazu,
dass die Tanzgruppe wegen Überalterung immer kleiner wird und wohl ebenfalls
aufhören muss. Doch das Vereinsleben selbst wird noch gepflegt wie in alten
Zeiten, man trifft sich noch gern im Vereinsheim.
Doch trotz oder gerade wegen dieser
Wandlungen erfreut sich der Verein noch immer großer Beliebtheit und beteiligt
sich noch rege an den kulturellen Veranstaltungen in Stadt und Umgebung.
Ronald
Davis
Musikwart